äm Tüüfel sini Gschicht

Seit einigen Jahren hat sich die Wiler Tüüfelsgilde der Symbolfigur der Wiler Fastnacht angenommen. Ausgehend vom einzigen erhaltenen Fastnachtsgewand, das sich im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich befindet, haben sie ihr Gewand gestaltet.

Die Idee und das Ziel der kleinen Fastnachtsfibel Wil und Umgebung (siehe Download) ist es, das Verständnis für die Fastnacht und deren Eigenheiten zu fördern und in der Bevölkerung wieder tiefer zu verankern. Es gibt viele Bücher über die in unserer Gegend schwäbisch-alemanisch geprägte Fastnacht, die für den Interessierten auch spannend zu lesen sind. Die meisten hingegen nehmen die fünfte Jahreszeit einfach hin wie sie ist und daher bleiben die Hintergründe dieses närrischen Treibens vielen unbekannt. Seit einigen Jahren treiben die «weissen» Tüüfel in den originalen Gwändli wieder ihr «Unwesen» in den Wiler Gassen während der Fastnacht. Durch diese Beschäftigung mit dem Brauchtum tauchten immer wieder Fragen auf, die gar nicht so einfach zu beantworten sind, da man vieles an der Fastnacht als gegeben hinnimmt und nicht weiter hinterfragt, wie…

  • Woher kommt die Fastnacht und warum feiern wir Fastnacht?
  • Was ist der Unterschied zwischen Fastnacht und Karneval?
  • Wann beginnt die Fastnacht? Und was bedeutet der 11.11.?
  • Was heisst der Wiler Narrenspruch «Hu ä Lotsch»?

Diese kleine Fastnachtsfibel ist der Versuch, auf einfache Weise und für jeden verständlich diese Fragen zu beantworten und die Fastnacht in ihrem historischen Kontext darzustellen. An dieser Stelle gilt der Dank allen, die mitgeholfen haben, diese Fastnachtsfibel zu realisieren, namentlich Herr Werner Warth, der mit grossem närrischen Engagement insbesondere die Geschichte der Wiler Tüüfel aufgearbeitet hat.

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Erste Erwähnung der Wiler Tüüfel

Ein Hinweis auf die Teufelsmasken im alten Wil findet sich z.B. in einem sogenannten «Mandat gegen die Fasnachts-Lustbarkeiten» des Jahres 1595. Darin wird gerügt, dass in der Fasnacht

vil Lüt sich irer menntschlichen vernunft und gestaltsame verläugnen, vihische geberden unnd siten ann sich nemen, ungewonnliche teüffels kleyer annziechen, sinngen, sprinngen, dobennt, wüeten, dannzen und derglychen unflätig sachen annfachen und tryben…

Typisch an den Wiler Teufeln waren die weissen Hosen und das Geröll (Schellen um den Leib). Ihre Wildheit war, wie wir schon im Zusammenhang mit den Kläusen sahen, ursprüngliches «Maskenrecht», eine Art «legale Anarchie». Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts schränkte der Wiler Rat die Fasnacht allerdings zunehmend ein, so wie er damals überhaupt die Genüsse des Lebens zunehmend einengte. Von nun an fasste der Rat jeden Januar bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts jeweils einen Beschluss, ob dieses Jahr die Fasnacht erlaubt sei oder nicht. In der grossen Mehrzahl der Jahre entschied er sich gegen die Fasnacht, 1566 z.B. mit den folgenden Worten: «Die jungen gesellen und auch ander leüth söllent ouch dise vasnacht wäder danzen noch umbziehen, wäder mit thrommen, pfyffen, gygen, lutten, schwärteren oder häfen, in keinerlei wys noch weg, darzu sollen sie ouch nit buzen…» Offensichtlich gehörten zu den Fasnachtsumzügen seit jeher Lärm und Musik, im alten Wil also Trommeln, Pfeifen, und Saiteninstrumente. Aber auch das Knallen mit der Peitsche oder der «Schwiiblootere» fehlte nicht. In den altheidnischen Fruchtbarkeitsriten diente der Lärm dazu, die schlafende Vegetation aufzuwecken.

Quelle

Der Text über die Wiler Tüüfel und die Bilder sind der Webseite WilNet entnommen, wo es noch weitere interessante Informationen über Wiler Fastnachtsbräuche nachzulesen gibt.